- Nordwestküstenindianer
- Nordwẹstküstenindianer,Sammelbezeichnung für die Indianer der Fjord- und Inselwelt Südostalaskas und des pazifischen Küstengebiets Kanadas und der nördlichen USA, v. a. Tlingit, Haida, Tsimshian, Kwakiutl, Nootka, Küsten-Salish, Chinook. Der einst ergiebige Fischfang gestattete eine reiche Entfaltung der materiellen Kultur. Auch die Sozialstruktur war sehr vielschichtig; neben matrilinearen Verwandtschaftsgruppen (im Norden) und ambilinearen (Abstammung) oder patrilinearen im Süden gab es erbliche Häuptlinge, soziale Schichten (Adel, Gemeine, Sklaven) und Rangabstufungen, ein Verdienstfestwesen (Potlatch), Geheimbünde und Schamanen. Durch die von Europäern eingeschleppten Krankheiten wurde die Zahl der Nordwestküstenindianer im 19. Jahrhundert stark dezimiert; von den Weißen eingeführte Wirtschaftsformen und die christliche Mission führten zur Veränderung der Sozialstruktur und zur Anpassung an die moderne Gesellschaft. Viele Nordwestküstenindianer kehren neuerdings wieder zu ihren alten Zeremonien zurück.Die Kunst der Nordwestküstenindianer war durch einen formalisierten Malstil charakterisiert, der auch die Gestaltung der Schnitzkunst beeinflusste. Bevorzugter Werkstoff war Holz; die Plankenhäuser, Einbäume, Wappenpfähle (Totempfähle), auch kleinere Gebrauchsgegenstände wie Schüsseln, Löffel, Angelhaken waren reich geschnitzt, zum Teil bemalt. Unter den Textilien (aus Bast oder aus der Wolle von Hunden oder Schneeziegen) ragen v. a. die bemalten Bastmatten der Kwakiutl und die zwirnbindig geflochtenen Chilkatdecken der Tlingit hervor. Besonders eindrucksvoll sind die für die Ritualdramen hergestellten vielfältigen Masken. Die Haida fertigten seit dem frühen 19. Jahrhundert Schnitzereien aus Argillit für den Verkauf.Northwest coast, hg. v. W. Suttles (Washington, D. C., 1990).
Universal-Lexikon. 2012.